Bundesausschuss Friedensratschlag, Kassel
IMI - Informationsstelle Militarisierung
e.V. Tübingen
Presseerklärung Kassel/Tübingen,
29. März 2001
Friedensbewegung startet Kampagne gegen
Interventionsarmee
Appell "Kriege verhindern - Einsatzkräfte
auflösen"
Die unter der harmlos klingenden Vokabel
von der "Bundeswehrreform" durchgeführte Umwandlung der Bundeswehr
in eine Interventionsarmee ist für die Friedensbewegung der "casus
belli":
Zu den bevorstehenden Ostermärschen
will die Friedensbewegung mit dem Appell "Kriege verhindern - Einsatzkräfte
auflösen" eine große bundesweite Kampagne starten. Der Appell
wird bereits von über 100 lokalen, regionalen und nationalen Friedensinitiativen
bzw. -Organisationen getragen. Täglich kommen neue Erstunterzeichner
dazu.
Was die Bundesregierung im Fall des NATO-Kriegs
gegen Jugoslawien 1999 bereits durchexerzierte, soll nun auch strukturell
dauerhaft ermöglicht werden. Geht es nach den vorliegenden Planungen,
so soll die Bundeswehr aus einer Verteidigungsstreitkraft in eine Armee
mit einer strukturellen Angriffsfähigkeit umgewandelt werden.
Der Aufbau von 150.000 Soldatinnen und
Soldaten umfassenden Einsatzkräften soll die Bundeswehr in die Lage
versetzen, mindestens zwei größere oder mehrere kleinere "Krisen"
gleichzeitig zu "managen". Eine Bindung an das deutsche Verfassungsgebot
von der "Verteidigung" (Art. 87 GG) oder an den NATO-Vertrag, der die Mitgliedstaaten
in Artikel 5 ausschließlich auf die Bündnisverteidigung verpflichtet,
ist nicht mehr vorgesehen.
Nach dem 1999 verabschiedeten neuen Strategiekonzept
der NATO ist eine UN-Mandatierung für Einsätze "out of area"
zwar wünschenswert, aber nicht unbedingt erforderlich. Die Bundesrepublik
verlässt damit den Boden des geltenden Völkerrechts, das den
Mitgliedstaaten ein generelles Gewaltverbot auferlegt, von dem nur zum
Zweck der (kollektiven) Selbstverteidigung im Fall einer militärischen
Aggression abgewichen werden darf (Art. 51 UN-Charta).
Ziel der Kampagne der Friedensbewegung,
die zeitlich nicht befristet ist, allerdings Zwischenetappen vorsieht (z.B.
1. September 2001), ist es, die Bevölkerung über die "Bundeswehrreform"
und ihre Kosten aufzuklären, mit den Menschen darüber ins Gespräch
zu kommen und möglichst viele von ihnen dazu zu bewegen den Appell
zu unterschreiben. Die Initiatoren des Appells, darunter die Sprecher von
der Informationsstelle Militarisierung (IMI) e.V. und vom Bundesausschuss
Friedensratschlag, Tobias Pflüger und Dr. Peter Strutynski, sind überzeugt
davon, dass das Anliegen der Friedensbewegung in der Bevölkerung verstanden
wird, wenn es gelingt, die negativen Folgen der Bundeswehrreform deutlich
zu machen.
Bei der Kampagne der Friedensbewegung geht
es auch um die Zukunft der Bundesrepublik und der internationalen Beziehungen.
An die Stelle einer weiteren Militarisierung der Außenpolitik (die
bekanntlich ja auch schon die Europäische Union ergriffen hat) setzen
die Friedensbewegten auf eine Stärkung der Zivilisierung der Politik.
Nicht Aufrüstung, sondern Abrüstung
ist das Gebot der Stunde. Der Aufbau von Interventionskräften und
die Stärkung militärischer Strukturen der führenden Industriestaaten
führt zur weiteren Destabilisierung der Welt. Demgegenüber erinnert
die Friedensbewegung an den leider in Vergessenheit geratenen Begriff von
der "strukturellen Nichtangriffsfähigkeit": Einseitige Abrüstungsmaßnahmen
und eine konsequente Beschränkung der eige-nen Streitkräfte auf
Verteidigungsaufgaben könnten eine weltweite Abrüstungsspirale
in Gang setzen.
Für den Bundesausschuss Friedensratschlag:
Dr. Peter Strutynski
Für die Informationsstelle Militarisierung
IMI e.V.: Tobias Pflüger
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Download-Seite von IMI (mit dem Appell in PDF und rtf-Format)
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